Man kann Bettina Dickes, der CDU-Landrätin des Kreises Bad Kreuznach, vieles vorwerfen – nur nicht, dass sie um den heißen Brei herumredet. Mit ihrer direkten Art und ihrer Fähigkeit, ohne Punkt und Komma Tacheles zu reden, trifft sie bei Interviews stets den Nerv der Zuschauer. Ob bei Lanz oder, wie jüngst, in einem ZDF-Format über die Ausweisung von Flüchtlingen – Dickes bringt die Probleme auf den Punkt, ohne Rücksicht auf politische Korrektheit. Im aktuellen Interview sprach sie offen über die Schwierigkeiten, die mit einer hohen Zahl an Flüchtlingen einhergehen – von der Überlastung in Kindergärten und Schulen bis hin zur angespannten Wohnungssituation und mangelnden ärztlichen Versorgung. Ihre Botschaft: „Wir schaffen das nicht!“ Eine klare Ansage, die viele Menschen teilen, auch wenn sie nicht immer laut ausgesprochen wird.
Konkret ging es im Gespräch um die zahllosen Hürden, die Abschiebeprozesse blockieren. Im Landkreis Bad Kreuznach sind derzeit 250 Menschen ausreisepflichtig, die Hälfte davon sogenannte Dublin-Fälle, die eigentlich in das Erstaufnahmeland zurückgeführt werden müssten. Doch die Realität sieht anders aus: Die Ausreisepflichtigen spielen Katz und Maus mit den Behörden, bis die Frist von sechs Monaten abgelaufen ist – und sie bleiben dürfen. Diese Ohnmacht des Staates sorgt bei vielen Bürgern für Fassungslosigkeit. Dickes spricht aus, was viele denken, aber selten so offen hören. Und sie lässt es natürlich alle wissen in Wahlkampfzeiten. Jedes Interview bringt sie ihrem Ziel, das Amt weiter ausführen zu dürfen, näher. Wobei, daran zweifelt niemand ernsthaft.
Fazit aus ihren Aussagen: Das System ist gescheitert, und die immer gleichen politischen Versprechen nach jeder neuen Messerattacke oder anderen schrecklichen Ereignissen wirken zunehmend hohl. Kein Wunder, dass extremere politische Ränder Zulauf bekommen, wenn die Ohnmacht des Staates so offensichtlich ist. Die Menschen wollen Taten sehen, keine leeren Worte – und Dickes macht deutlich, dass es an der Zeit ist, genau das zu ändern. Sie weiß schließlich wovon sie spricht.
In der Tat, die Ohnmacht des Staates ist das Problem. Das kleinere Problem, das größere ist, dass sie „vom Staat“ selbst verschuldet ist und keine Änderung wirklich angestrebt wird. Es reicht ja anscheinend sich in Betroffenheit zu ergehen und dann ein paar markige Ankündigungen loszulassen, anstatt sich mal gründlich Gedanken zu machen.